Gerade habe ich mir ein Wärmebildkamera-Modul fürs Android-Handy bestellt, meine Wahl ist auf Voltcraft WBS-220 gefallen. Warum will ich sowas? Das hat eine längere Vorgeschichte…

Im Herbst hatte ich mich mal eingelesen, wie man an eine Energieberatung für die energetische Sanierung rankommt. Da gibt es zunächst mal kommerzielle Energieberater, das wird früher oder später nicht ausbleiben, denn für die staatliche Förderung einer energetischen Sanierung ist ein iSFP (integrierter Sanierungs-FahrPlan) hilfreich - damit erhöhen sich die Förderquoten, und die Energieberatung zu seiner Erstellung selbst wird auch gefördert (BAFA-Zuschuss 80% der Kosten, maximal 1300 Euro). Ich dachte, okay, 20% Eigenanteil, die werden die Förderhöchstsumme ja vielleicht daran angelehnt haben, was sowas typischerweise kostet, das will ich mir doch gerne leisten, aber ein eingeholtes Angebot eines örtlichen Beraters lag bei 2500 Euro zzgl. MWSt, also 2975 Euro, nach Zuschuss 1675 Euro Eigenanteil. Schluck. Das wollte ikch mir dann doch lieber nochmal überlegen.

Parallel habe ich mich eingelesen in die Thematik, und bin dabei auch auf eine öffentliche Stelle gestoßen, die Energieagentur der Landkreise Ebersberg und München. Telefonberatung und Basis-Check kostenlos, die “spezifischen Energie-Checks” dank staatlicher Zuschüsse für minimales Geld (30 Euro). Auch Schulungen, zur Zeit praktischerweise online, werden angeboten, und zusammen mit einzelnen Gemeinden thermografische Spaziergänge. Auch die Analyse von Bestandsgebäuden erfolgt oft mit Hilfe einer Wärmebildkamera, wobei der Berater der Energieagentur meinte, oft reichen schon die Unterlagen für die Bewertung und eine Temperaturmessung wäre nicht erforderlich. Die Beratungen vor Ort sind wegen Corona zur Zeit ausgesetzt, ich habe mich schon mal vormerken lassen. Auf meine Frage wurde erklärt, dass ein Verleih der Wärmebildkamera nicht möglich ist.

Als Experiment habe ich diesen Winter mein “Projekt Albedo” gestartet, mehr dazu folgt in einem separaten Eintrag. Auch hier ist eine Aussage über die Wirksamkeit ohne konkrete Messungen schwierig, und da wäre die Oberflächentemperatur auf der Innenseite der Außenwände sehr interessant.

Daneben kann die Wärmebildkamera auch bei der Ortung von Wasserleitungen in den Wänden helfen.

Also dachte ich mir heute, es muss ja nicht das Luxusmodell sein, gibt es denn nicht bezahlbare Geräte, beim Anschluss an einen Computer wäre ja die eigentliche Kamera im Grunde schon ausreichend, man braucht kein komplettes Gerät mit Farbdisplay, Bedienelementen, Batterie, Speicher usw. Ähnlich wie eine Webcam auch viel weniger kostet als eine separate Digitalkamera.

Und in der Tat, genau sowas gibt es, konkret als Modul zum Anstecken an ein Smartphone. Mit USB-C oder Micro-USB für Android und dem Apple-eigenen Stecker fürs iPhone. Ein Suchergebnis hat mich auf den Conrad-Katalog gebracht. Mein Smartphone ist ein OnePlus 3, somit ist klar, dass für mich nur USB-C Geräte mit Unterstützung für Android in Frage kommen. Am unteren Ende der Preisskala findet sich da Seek Thermal Compact und von der Conrad-Hausmarke Voltcraft WBS-220, mit sehr ähnlichen Daten, und etwas teurer das Einstiegsmodell von FLIR mit wesentlich schlechterer Auflösung. Für eine Foto-Kamera wäre 206x156 Pixel Auflösung indiskutabel (und 80x60 bei FLIR erst recht), aber für ein Wärmebild kommt es mir schon brauchbar vor, da geht es ja meistens um die Temperatur größerer Oberflächen, also Wand, Fensterrahmen, Fensterglas, und notfalls kann man an viele Objekte halt näher ran gehen. Voltcraft kann nur bis -10°C gegenüber Seek mit -40°C, aber sofern ich nicht den geöffneten Gefrierschrank analysieren will, dürfte das kaum ein Problem darstellen. Schlechter ist da schon die “Grund-Genauigkeit” mit ± 5% ± 5°C. Absolute Temperaturwerte sind somit wohl nicht zuverlässig ablesbar. Wobei ich z.B. ein Glas Eiswasser ins Bild stellen könnte, um einen Gefrierpunkt als Referenz zu haben.

Spannender ist die Frage, wie ich an die Software rankomme und welche Fallen sich darin verbergen. Ich habe ja ein “entgoogeltes” Smartphone, mit LineageOS und ohne GApps, daher steht der App-Store nicht zur Verfügung. Open Source Software finde ich auf F-Droid, und für proprietäre Software nutze ich apkpure.com. Für Seek Thermal fand ich dort eine Software für andere Modelle, und die Anleitung spricht von Online-Registrierung und irgendwelchem Community-Zeugs wo ich meine Bilder mit anderen Leuten teilen kann. Immerhin “braucht man nach der Registrierung nicht angemeldet bleiben” aber die Datenschutzerklärung redet jedenfalls vom Upload von Fotos und Videos und deren Auswertung durch den Hersteller, selbstverständlich ist das nur zu meinem Besten, jaja.

Voltcraft hat schon mal eine ausführlichere Anleitung, einschließlich Cat Content. Die genannte App “Voltcraft Smart Thermal” (das Handbuch ist etwas uneinheitlich, die Software hieß offenbar früher Smart Thermview, und nicht alle Screenshots und Texte wurden angepasst) ist auf apkpure.com in Version 1.0.3 vom Oktober 2020 vorhanden, das wirkt halbwegs aktuell. Es gibt zwar Sharing-Funktionen, aber die Anleitung lässt keinen Zweifel daran, dass die Bilder lokal gespeichert werden.

Ein Gegencheck auf Amazon hat keine relevanten Alternativprodukte zutage gefördert. Das Voltcraft-Produkt wird auf Amazon von anderen deutschen Elektronikhändlern, aber wesentlioch teurer, angeboten. Daher lag die Bestellung bei Conrad selbst nahe. Nachdem mich Conrad im Bestellprozess nach einem Gutscheincode gefragt hat, hat eine kurze Websuche noch einen 15€ Gutschein ab 169€ Bestellwert auf einer Focus-Gutscheinseite (es gibt wohl Dutzende Gutscheinseiten, die alle im wesentlichen die gleichen Vergünstigungen auflisten) zutage gefördert. Dann nimmt man das halt noch mit. Meine Kosten sind somit 284 Euro. Bin schon gespannt auf das Ding.