Ich kann ja ziemlich stur sein, diesen Winter treffen da zwei Sachverhalte zusammen: 1. ich habe mir vorgenommen, kein fossiles Heizöl mehr zu kaufen, 2. das Projekt, die Ölheizung durch eine Wärmepumpe zu ersetzen, harrt noch der Umsetzung.

Ich muss mich also diesen Winter behelfen, und elektrische Heizlüfter sind nicht ideal, Holzöfen haben auch allerlei Nachteile. Ich hatte schon Erfahrung mit einem Abluft-Klimagerät, das ist aber auch korxig (vielleicht mehr dazu in einem separaten Post).

Split-Klimaanlagen sind billig, aber die muss ein Profi installieren - offiziell sowieso, aber auch praktisch, denn ohne Vakuumpumpe und korrektes Abschneiden, Aufweiten und Zusammenfügen der Rohre geht da nix. Ein Online-Anbieter ruft allein für die Inbetriebnahme deutlich über tausend Euro auf. Für einen Behelf für vielleicht (hoffentlich!) nur einen Winter waren mir diese Kosten und der Eingriff in die Bausubstanz zu hoch.

Aber das Produkt Midea PortaSplit hat mein Interesse geweckt: eine Split-Klimaanlage, die als Gesamtsystem betriebsbereit daherkommt und von mir selbst aufgestellt werden kann. Nachteil ist, dass sie R32 und nicht das klimafreundliche R290 (Propan) verwendet. Im Vergleich zu einem 2kW Heizlüfter macht sie fast die doppelte Wärme bei halbem Stromverbrauch. Auf den Preisvergleichsportalen erscheint Prosatech ziemlich weit oben, und bietet sie auch aktuell noch für 749 € inkl. Versand an. Ich habe sie zu diesem Preis am 19.11. bestellt und am 25.11. hat sie mir der Spediteur vor die Tür gestellt.

Palette mit verpackter Midea PortaSplit

Palette mit verpackter Midea PortaSplit

Der Karton ist eine nach oben abziehbare Haube, es lohnt sich aber dennoch, ihn zuerst oben zu öffnen, weil man so die obere Styroporform mit dem Zubehör schon mal herausnehmen kann. Das Außengerät wiegt etwa 10 kg, das Innengerät gut 32 kg. Anders als bei üblichen Split-Klimaanlagen befindet sich der Kompressor in der Inneneinheit, man wollte wohl die Außeneinheit so leicht wie möglich machen, damit sie sich besser am Fensterrahmen befestigen lässt, außerdem muss sie ja auch aus dem Innenraum hinausgehoben werden, und das bei Ab- und wieder Aufbau ggf. mehrmals. Unter “Fensterhalterung” steht in der Anleitung, dass man diese und die Außeneinheit bei Sturm oder Hagel abbauen soll. Das betrifft mich glücklicherweise nicht – ich stelle die Außeneinheit auf den Boden. Die Anleitung kommt übrigens als telefonbuchdicker Wälzer, weil da 12 Sprachen abgedruckt sind.

Für den Transport im Haus zum Einsatzort war es zweckmäßig, die Abdeckplatte auf die Inneneinheit zu legen und darauf die Außeneinheit zu stellen, wie es zur Lagerung empfohlen wird, denn so hat man einen “Turm”, der sich durchs Haus rollen lässt. Einen sehr unebenen Teppich habe ich beiseite gerollt, damit ich nicht darüberhumpeln muss; an Teppichkanten hilft es, einen Karton als Rampe aufzulegen.

der Turm aus Außeneinheit auf Inneneinheit zum Transport

der Turm aus Außeneinheit auf Inneneinheit zum Transport

Das Gerät macht einen sauber verarbeiteten Eindruck. An ein paar von den sehr dicht stehenden Lamellen in der Außeneinheit waren punktuelle Verformungen zu erkennen, die aber keine nennenswerte Auswirkung auf die Funktion haben dürften. Der Ventilator in der Außeneinheit hat Kunststoffschaufeln.

Überhaupt hat die Außeneinheit einen Boden aus Metall, das übrige Gehäuse ist aus Plastik. Das ist ganz auf Zweckmäßigkeit optimiert.

Die Inneneinheit finde ich schlicht und elegant. In den Griffmulden befinden sich federnde Klappen, so dass die Seitenwände glatt erscheinen. Dass die oberen zwei Schrauben mit Plastikkappen verdeckt sind, die unteren aber nicht, erscheint mir inkonsistent.

der Wärmetauscher in der Außeneinheit

der Wärmetauscher in der Außeneinheit

Die Verbindung zwischen den Einheiten umfasst die beiden Kältemittelleitungen, Strom- und Signalkabel und eine Kondensatleitung, durch die (bei Kühlbetrieb) Kondenswasser aus der Innen- in die Außeneinheit gepumpt wird. Das ganze ist ziemlich steif und bis zu 2,7 cm dick.

Ich hatte erst Bedenken, ob der Schlauch lang genug für meine Aufstellweise ist, er ist mit 2 m angegeben. Das hätte mit Höhe und Tiefe des Fensterbretts eng werden können. Aber der Schlauch ist am Innengerät auf einer Höhe von 40 cm angesetzt und am Außengerät auf der Oberseite in 50 cm Höhe, so reicht es problemlos.

Das Wohn- und Esszimmer “Bauernstube” hat knapp 25 m² und ist über einen Durchgang mit der Küche (gut 9 m²) verbunden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein 2 kW Heizlüfter nicht geeignet ist, in diesem Raumverbund eine akzeptable Temperatur herzustellen und zu halten – wobei ich den nicht durchgehend den ganzen Tag betrieben habe, da bin ich doch zu knauserig. Midea gibt in seinen Dokumenten verwirrenerweise unterschiedliche Zahlen für die Heizleistung an, einerseits wie Kühlleistung 3,5 kW, andererseits eine “Auslegungsleistung” von 2,2 kW. Letztere wäre unzureichend für meine Zwecke, aber passt auch nicht zu einem SCOP 4 bei einer Leistungsaufnahme von 950 W (aber für Kühlung passen 3,5 kW Kühlleistung, 1230 W Stromaufnahme und SEER 6,1 auch nicht zusammen - ein ordentliches Datenblatt hätte auch punktuelle Angaben wie A2/A30 oder sowas, und nicht nur den SCOP).

der vorgesehene Aufstellort

der vorgesehene Aufstellort

Ich hatte schon darüber nachgedacht, ob ich in den Fensterrahmen einen Ausschnitt sägen will (die Fenster in diesem Zimmer sind ohnehin bald zu einer Modernisierung fällig, es handelt sich noch um Verbund-Holzfenster Typ Wagner von 1972), die Breite zwischen Fensterflügel und Wand hätte gerade so gereicht, wenn ich das Fenster allerdings drehend öffne und nicht kippe, würde die Leitung gequetscht. Ich habe mich dann doch für die sanftere Lösund durchs geöffnete Fenster entschieden. Mit dem Gerät wird als Fensterabdichtung ein Kunststoffstreifen mit Reißverschluss mit Klettbefestigung an Rahmen und Flügel mitgeliefert, ich habe mich aber für eine eigene Bastellösung entschieden. Die Verbindungsleitung ist relativ steif und legt sich nicht bereitwillig ideal in den Fensterspalt, sondern liegt diagonal. Das Fenster bleibt daher etwas weiter offen als man idealerweise erwartet hätte.

Ich nutze habe insgesamt drei Ebenen für die Dämmung des Fensterspalts.

Innen habe ich einen “Schal” aus Molton (ca. 4m x 0,5m), den ich an Rahmen und Fensterflügel tackere. Aufgrund der Breite kann er mindestens zweilagig genommen werden. Auf der Scharnierseite habe ich ihn einfach in den Spalt zwischen Flügel und Wand gestopft.

Von außen habe ich einen Streifen Luftpolsterfolie ebenfalls umlaufend punktuell mit Klebeband an Fensterrahmen und Fensterflügel befestigt.

Das Fenster mit Moltonschal und Luftpolsterfolie

Das Fenster mit Moltonschal und Luftpolsterfolie

Und ganz außen drauf habe ich auf den Fensterrahmen und den Stulp des zweiten Fensterflügels (so nennt man das Brett, das die Kante zwischen den beiden Flügeln verdeckt, sagt Wikipedia) eine Stegplatte mit Leisten draufgeschraubt, in die ich für die Klimaleitung eine Aussparung geschnitten habe. Vorher auf das Holz Dichtungen aufgeklebt. Die Unterkante der Stegplatte steht am Traufblech an und wurde mit Klebeband angeschlossen, auch die Klimaleitung wurde mit Klebeband an die Stegplatte angeschlossen.

Fenster von außen mit Stegplatte

Fenster von außen mit Stegplatte

Nun ist das Gerät aufgestellt, also kann ich es in Betrieb nehmen. Es gibt drei Wege, das Teil zu bedienen: über ein Bedienfeld auf der Oberseite, über die mitgelieferte Fernbedienung, oder über eine App. Von der App nehme ich jedenfalls zunächst Abstand, weil die Kommunikation nicht lokal, sondern über eine vermutlich chinesische Cloud erfolgt. Da das Gerät in Reichweite steht, sehe ich auch keine Notwendigkeit für die Fernbedienung, sondern nutze das Tastenfeld am Gerät selbst.

Zunächst geht es mir darum, den Raum auf Temperatur zu bringen. Daher stelle ich natürlich auf Heizen und “Fan” auf “High” ein, wähle als Zieltemperatur 28 Grad, damit gibt das Teil kontinuierlich Vollgas. Die Luftklappe habe ich ganz auf gestellt und verzichte auf die Wedelfunktion. Primär erfolgt die Anzeige auf der Geräteoberseite, zusätzlich wird die eingestellte Temperatur auch auf das Plastik an der Vorderseite projiziert - jedenfalls wirkt die Darstellung etwas unscharf.

Das Innengerät der Midea Portasplit im Betrieb

Das Innengerät der Midea Portasplit im Betrieb

Ich habe ein Energiemessgerät als Zwischenstecker eingeschleift, damit ich die Leistungsaufnahme beobachten kann. Der Kompressor wird sanft angefahren, erreicht bald um die 800 W Stromaufnahme und steigert sich nach und nach bis auf etwa 1050 bis 1100 W. Die Wärmeleistung von 3,5 kW erscheint mir plausibel.

Das Datenblatt ist insoweit zutreffend, dass die Einstellung des Lüfters (es gibt Silent, Low, Medium, High und Auto) sich auf den Lüfter innen und die Kompressorleistung auswirkt, aber der Lüfter im Außengerät immer gleich läuft. Auch wenn wegen des Abstands von den Nachbarn der Schall die zulässige Lautstärke nachts nicht überschreiten würde, möchte ich es mir mit der Nachbarschaft nicht verscherzen und habe beschlossen, dass ich das Gerät zwischen ca. 22 und 6 Uhr abschalte. Nachdem sich alles “heruntergefahren” hat, beträgt die Leistungsaufnahme zunächst noch ca. 7 Watt, nach einer Minute macht es Klick und dann bleiben dauerhaft laut Meßgerät 1,7 W übrig.

Das Aus- und Einschalten ließe sich über die App komfortabel auf Uhrzeiten einplanen, am Gerät gibt es eine Timer-Funktion, wo sich Aus und Ein in Halbstundenschritten vorausplanen lässt.

In den ersten Betriebstagen hat sich der vorher ziemlich ausgekühlte Raum nach und nach auf meine Wunschtemperatur erwärmt. Wenn es mir warm genug ist, lasse ich das Gerät aber weiterhin laufen, und öffne die Gangtür, damit der Rest des Hauses ein wenig Wärme abbekommt.

Was relativ schnell auffällt, ist das Abtauen. Die ersten Betriebstage waren neblig und die Außentemperatur lag bei plus 1 bis 2 Grad. Da bildet sich schon nach fünf bis zehn Minuten reichlich Reif auf dem Wärmetauscher.

Midea PortaSplit Außengerät mit Reif auf dem Wärmetauscher

Midea PortaSplit Außengerät mit Reif auf dem Wärmetauscher

Anscheinend funktioniert sie dennoch weiterhin ganz gut. Aber nach etwa 30 Minuten legt sie einen Abtauvorgang ein. Der Kompressor geht aus, die Wärmetauscher werden noch ein bisschen durchgelüftet, dann verstummen die Lüfter. Dann geht der Kompressor in Kühlmodus (heizt also den Wärmetauscher im Außengerät). Im Innengerät ist ein deutliches Brummen zu hören, die Leistungsaufnahme beträgt 5 Minuten lang etwa 500 W. Am Außengerät kann man beobachten, dass der Reif zunächst transparent wird und dann langsam schmilzt und von oben nach unten die Lamellen wieder freigibt. Jemand schreibt, dass die gelbliche Farbe des Wärmetauschers eine von Midea benutzte Beschichtung ist, die das Abtauen unterstützen soll. Dampfwolken, wie sie bei manchen anderen Geräten zu sehen sind, gibt es keine.

Ich habe im Akkudoktor Forum Berichte zum Abtauvorgang verschiedener LLWP gelesen, hier ist nicht spürbar, dass das Innengerät Kälte abgeben würde. Vermutlich trägt der Aufbau mit Filtermatte seitlich und Luftauslass oben dazu bei, dass temporäre Kälte im Gerät gekapselt bleibt.

Insgesamt dauert der gesamte Abtauvorgang etwa acht Minuten (von “bläst Warmluft in den Raum” bis “bläst wieder Warmluft in den Raum”).

Leider scheint nur die Außentemperatur das Abtauen zu bestimmen, ob tatsächlich nennenswerte Reifbildung vorliegt, macht keinen Unterschied, wie ich bei sonnigem Wetter beobachten konnte. Das ist ein bisschen schade.

Das Kondenswasser sowie Schmelzwasser wird über einen an die Bodenplatte des Außengeräts angeschlossenen mitgelieferten Schlauch abgeführt. Bei Frost vereist dieser leider, so dass das Wasser stattdessen irgendwo aus dem Gerät ausläuft. Ich werde versuchen, den Schlauch zu entfernen und stattdessen eine Rinne unterzulegen, in die das Wasser tropfen soll.

Reifbildung erfolgt auch auf dem Deckel der Außeneinheit, Eisbildung außerdem auf dem Lüftergrill. So weit ich beobachtet habe, scheint kein Warmluftstoß mittels Lüfter zu erfolgen, da der Abtauvorgang aber auch nur schmilzt, wäre die Luft wohl nicht warm genug, den Lüftergrill zu enteisen. Für die Funktion stört das auch nicht, es ist nur ein ästhetisches Thema.

Insgesamt bin ich mit der Anschaffung sehr zufrieden. Ich schätze, dass sich das Gerät im Vergleich zu einer Stromdirektheizung (z.B. Heizlüfter) für mich schon innerhalb eines Winters bezahlt macht. Das liegt natürlich auch daran, dass ich auf maximale Wärmeabnahme abziele, was kein typisches Anwendungsszenario darstellt. Nach 18 Tagen Betrieb (3.12.-20.12.) habe ich nun 234 kWh Strom verbraucht.