Manchmal wird ja das Thema Reservekraftwerke diskutiert. Also fossile Kraftwerke, die dafür bezahlt werden sollen, rumzustehen, damit sie bei Bedarf Strom erzeugen, wenn die bösen Erneuerbaren nicht genug liefern. Ein wunderbarer Weg, um die Großkraftwerksbetreiber weiterhin im Rennen zu halten.

Aber was ich viel schlimmer finde: Ersatzstrom! Mit der freien Wahl des Stromlieferanten tun wir ja so, als sei Ökostrom überall und jederzeit verfügbar. Wenn aber das Netz es nicht hergibt, den oft mit Aufpreis bezahlten Ökostrom auch zum Verbraucher zu bringen, dann wird der Ökostrom irgendwo verheizt, und ein Ersatzkraftwerk, also beispielsweise ein Kohlekraftwerk, speist den Strom in der Nähe des Verbrauchers ins dortige Netz ein. Auf der Rechnung steht Ökostrom, aus der Dose kommt Kohlestrom.

Das sollten sich die Gegner der neuen HGÜ-Stromtrassen mal bewusst machen, aus kleinkariertem “hier nicht”, das sich ja nicht mal auf Kraftwerke bezieht, sondern nur auf Leitungen, zwingen sie uns Verbraucher, weiterhin Pseudo-Grünstrom zu konsumieren und mit den Netzentgelten werden dreckige Kraftwerke subventioniert.

Edit: Ich hatte das mal aufgeschnappt, habe dazu inzwischen eine Quelle recherchiert: BMWi: Ein Strommarkt für die Energiewende, Oktober 2014 Darin heißt es:

“1.6 Redispatch ist die Antwort auf vorübergehende Netzengpässe […]Übertragungsnetzbetreiber weisen Stromerzeuger vor dem erwarteten Netzengpass an, die Erzeugung in ihren Anlagen zu drosseln. Es werden zunächst konventionelle Anlagen angewiesen. Wenn dies nicht ausreicht, werden auch die Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien abgeregelt. Hinter dem Netzengpass werden Kraftwerke hochgefahren, um die gedrosselte Stromproduktion in gleicher Leistung zu ersetzen. Die Anlagenbetreiber vor und hinter dem Netzengpass erhalten dafür eine finanzielle Kompensation. Die Kosten des Redispatches werden über die Netzentgelte auf die Stromkunden umgelegt. Im Jahr 2013 betrugen sie in Deutschland 115 Millionen Euro (BMWi 2014).”