Vorigen Herbst hatte ich die Idee, am noch nicht energetisch sanierten Elternhaus eine sehr kostengünstige Maßnahme vorzunehmen, um die Solarenergie einzusammeln.

Schwarze bzw. dunkle Oberflächen erwärmen sich im Sonnenschein, dazu habe ich ein Experiment aus einer Kinderwissenschaftssendung in Erinnerung, wo man je ein Thermometer unter einen hellen und einen schwarzen Hut in den Sonnenschein legt und dann sieht, okay unter dem hellen Hut bleibt es etwa auf der Lufttemperatur und unter dem schwarzen steigt es auf 50-60 Grad.

Also war meine Idee, wenn ich die Hauswand auf der Sonnenseite schwarz mache, dann müsste sie warm werden, und damit gewinne ich Energie, weil der Energieverlust durch die Außenwand ja proportional zum Temperaturunterschied zwischen innen und außen ist, und sich damit vermindert, oder die Wand sogar erwärmt wird. In meiner gemieteten Stadtwohnung habe ich Böden von billigen schwarzen Kunststoff-Schwerlastregalen innen vor die Fenster gestellt, und auch das trägt subjektiv merklich zur Raumerwärmung bei - oder jedenfalls zum Wärmegefühl, das ist ja eine Kombination aus Lufttemperatur und Temperatur der umgebenden Oberflächen.

Das ganze sollte, da es ein Experiment ist und auch weil man im Sommer ja nicht schwitzen will, leicht rückbaubar sein, die Wand mit schwarzer Farbe zu streichen war daher keine Option.

Wie kriege ich billig eine schwarze Oberfläche außen auf die Wand? Da ist mir Bühnenmolton eingefallen, und auf ebay hab ich mehrere Stücke “Bühnenmolton schwarz 300g zweite Wahl” von einem Stoffhändler ersteigert, für um die 2 Euro pro m². Teichfolie wäre mir auch noch eingefallen, aber die ist teurer und unhandlicher. Die erste Version habe ich vorigen Winter montiert:

Albedo Version 1 (Winter 2020/2021) Südwand westseitig

Albedo Version 1 (Winter 2020/2021) Südwand westseitig

Die Oberkante des Stoffs ist an gestückelte Holzlatten getackert, die ich mit Kabelbindern an den Scharnierträgern der Fensterläden befestigt habe. So war das aber zu lose und der Wind hat damit gespielt. Ich habe im Nachgang daher noch seitlich dünne Latten drangetackert und diese mit Schnüren an den Haltern der Regenrinne links bzw. in die Terrassennische rechts verzurrt, und senkrechte Latten etwa an den Fensterkanten hinter die Fensterläden gespreizt. Trotzdem hat der Wind reichlich dran gerüttelt und ist auch dahintergefahren. Diesen Winter wollte ich daher vieles besser machen.

Erstens habe ich Luftpolsterfolie vor das Molton gepackt. Das beruht auf mehreren Überlegungen. Primär möchte ich, dass die “geerntete” Wärme der Wand zugute kommt und nicht wieder an die Außenluft abgegeben wird. Die Luftpolsterfolie soll daher eine sehr billige Isolierschicht darstellen, die das Licht hereinlässt aber dann die Wärme gefangen hält. Außerdem wird das Molton durch anschlagenden Regen oder durch Morgentau feucht. Ein raues Textil wie Molton kann sich vollsaugen wie ein Schwamm, und bei der Verdunstung entsteht Kälte. Kühlen will ich ja genau nicht. Auf dem glatten Kunststoff der Luftpolsterfolie (ich habe billige 2lagige genommen und montiere die Bläschenseite natürlich nach innen) wird sich weniger Tau niederschlagen und Regen eher abfliessen statt auf Verdunstung zu warten, und dieses Geschehen ist von Molton und Wand entkoppelt.
Zweitens tackere ich seitlich Latten bzw. schmale Bretter vor dieses Sandwich und schraube diese mit Dübeln an die Wand, so dass der Wind nicht mehr dahinter kommt. Eine dünne ruhende Luftschicht stellt zudem eine Isolation dar, während man vorher fairerweise “hinterlüftet mit Außenluft” hätte sagen müssen.

Dieses Jahr war ich mit der Installation spät dran, erst am 11. Dezember habe ich es montiert, ich war durch meinen aktuellen Auftrag arbeitsmäßig ziemlich ausgelastet und bin auch psychisch etwas beeinträchtigt zur Zeit:

Albedo Version 2 (Winter 2021/2022) Südwand westseitig

Albedo Version 2 (Winter 2021/2022) Südwand westseitig

Übrigens, die Fensterläden wären eigentlich im geöffneten Zustand so gedacht, dass man die beiden Flügel aufeinanderfaltet; dass ich sie stattdessen doppelt breit vor der Wand hängen habe, ist auch schon eine Albedo-Maßnahme, die überhaupt kein Material erfordert hat und die ich schon im Winter davor angewendet hatte.

Was mir auf den Fotos noch mehr auffällt als wenn ich davorstehe: dass die Luftpolsterfolie doch auch nicht unerheblich reflektiert. Den oben erläuterten erwarteten Vorteilen steht also womöglich eine geringere Menge am Molton ankommende Sonnenenergie gegenüber. Noch dazu habe ich sie in der Mitte gedoppelt, weil sie in 1m breiten Bahnen daherkommt und ich mir das Schneiden der Länge nach sparen wollte.

Warum habe ich jetzt in der Überschrift noch den Begriff “Bauteilaktivierung” drin stehen? Nun, wenn ich das Konstrukt schon im Spätsommer bis frühen Herbst anbringe, dann hätte die Wand noch die Chance, sich vor Beginn der Heizperiode aufzuwärmen, und damit habe ich einen kleinen Vorsprung am Winteranfang. Auch wenn das bei einer Ziegelwand nicht so viel ausmacht, wie es bei Beton der Fall wäre.